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Sympathie schlägt Kompetenz
Wie Mitarbeiter vorgehen, wenn sie Rat und Unterstützung suchen
29.08.2005Welche Anstrengungen unternehmen Steuerberatungsunternehmen, um das vorhandene Wissen eines Teams allen Mitarbeitern zugänglich zu machen? Fach-Jour-Fixe, interne Schulungen, Kanzlei-Newsletter, interne Datenbanken mit Musterlösungen, etc. sind beliebte und bewährte Werkzeuge. Man sollte das Rad ja nicht immer wieder neu erfinden.
Ein weiterer wichtiger Baustein für vernetztes Wissen innerhalb der Kanzlei ist die direkte Kommunikation zwischen Arbeitskollegen zur Lösung von Problemen. Und zu diesem Bereich brachte eine Untersuchung von mehr als 10.000 Arbeitsbeziehungen in unterschiedlichen Organisationen (Harvard Business Review 6/2005) einen überraschenden Gesichtspunkt ans Tageslicht: Wer eine Aufgabe zu erledigen hat und dabei Rat sucht, wendet sich lieber an einen sympathischen als an einen kompetenten Kollegen!
Wenn ein Mitarbeiter unbeliebt ist, spielt es so gut wie keine Rolle, wie kompetent er ist. Kollegen gehen ihm aus dem Weg. Umgekehrt wird bei einem sympathischen Kollegen jeder Wissensvorsprung honoriert und in Anspruch genommen.
Sympathie und Kompetenz – 4 Typen von Arbeitskollegen
Aus der Kombination der beiden Kriterien Sympathie und Kompetenz ergeben sich 4 Typen von Arbeitskollegen:
1. der kompetente Sympathische
2. der inkompetente Unsympathische
3. der kompetente Unsympathische
4. der inkompetente Sympathische
Es ist nicht erstaunlich, dass der kompetente Sympathische von allen befragten Personen der Untersuchung bevorzugt und der inkompetente Unsympathische von allen gemieden wurde. Überraschend dagegen ist allerdings das Ergebnis bei den Mischtypen: Die Befragten zogen den unfähigen – aber netten – Kollegen dem kompetenten Unsympathischen deutlich vor.
Praktische Bedeutung
Diese Tatsache hat gravierende Konsequenzen, unter anderen:
- Wissen bleibt ungenützt, wenn der kompetenteste Mitarbeiter nicht beliebt ist.
- Möglicherweise wird für den Klienten nicht die beste Lösung gefunden.
- Deutlich höhere Kosten für die Erledigung des Projekts, da das vorhandene Wissen des fähigen – aber unbeliebten – Mitarbeiters nicht genutzt wird und dann „das Rad wieder neu erfunden wird“.
- Geringere Entwicklungsmöglichkeiten der übrigen Mitarbeiter, da sie nicht am Wissen der kompetenten – aber unsympathischen – Kollegen partizipieren können.
Mögliche Lösungen
Je größer ein Unternehmen ist, desto größer ist auch die Gefahr dieser negativen Konsequenzen. Aber auch schon in einem kleinen oder mittleren Steuerberatungsunternehmen sind die beschriebenen Situationen zu beobachten.
Betriebsausflüge, Kanzleifeiern, gemeinsame Abendessen, Räumlichkeiten fürs Kaffeetrinken, gemeinsame Aktivitäten etc. gewinnen unter diesem Gesichtspunkt eine neue Bedeutung. Wo auch immer Sie als Kanzleiinhaber Sympathie gezielt fördern können, hat das nicht nur Auswirkungen auf das Betriebsklima, sondern auch auf die Vernetzung des vorhandenen Wissens. Maßnahmen, die Vertrautheit, Teamgeist und Verbundenheit erhöhen, dienen auch dem Wissensmanagement.