Mag. Stefan Lami - Steuerberatung - Unternehmensberatung

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Konflikte als Zeichen von Lebendigkeit

Wie Sie ungeahnte Energiequellen nutzen können

16.03.2005

Wenn Sie die Wahl hätten: Bequeme Stagnation oder bereichernde Herausforderung – wofür würden Sie sich entscheiden? Gehören Sie zu den Bewahrern und Erhaltern oder sind Sie mutig genug, die Herausforderungen von Unbekanntem anzunehmen?

Konflikte sind für uns alle meist mit unangenehmen Erfahrungen und negativen Emotionen verbunden. Unsere Bemühungen , Konflikte möglichst zu vermeiden, sie bisweilen auch unter den Teppich zu kehren, liegen uns daher näher, als sich mutig in eine Auseinandersetzung unter erschwerten Bedingungen zu stürzen. Die Angebote auf dem Seminarmarkt, wie auch die gängige Literatur zu diesem Thema, legen uns eben diese Vorgansweise auch nahe. Vielfach liegt dort, in der Konfliktvermeidung, die Schwerpunktsetzung. Anstatt einen Konflikt als Chance zu  begreifen, versuchen wir, Konflikten elegant auszuweichen oder sie bereits im Keim zu ersticken.

Konflikte entstehen meist aber zu Recht. Sie signalisieren, dass etwas verändert werden muss, weil es seine Bewährtheit oder ganz einfach seine Verwendungsberechtigung verloren hat. Zum Beispiel muss eine alte Gewohnheit aufgeben werden, müssen wir uns eine andere Einstellung aneignen und oder neue Fähigkeiten erwerben.

Konflikte sind eine echte Herausforderung für alle Beteiligten, sich mit den Standpunkten anderer zu beschäftigen. Ein offen ausgetragener Konflikt erzeugt dabei den notwendigen Druck dafür die anstehenden Probleme aktiv anzugehen. Ohne diesen Druck fehlt häufig die Bereitschaft und die Entschiedenheit, brisante Themen aufzugreifen. Möglicherweise muss dabei die eigene Komfortzone von Gewissheiten und Selbstverständnissen verlassen werden. Eine konstruktive Bewältigung eines Konflikts bedeutet jedoch Gewinn für alle und eine ungeahnte Freisetzung von ungenutzten Energien.

Konstruktive Auseinandersetzung versus stiller Anpassung

Die Vorstellung, dass Konflikte dadurch gelöst werden könnten, wenn eine Person die Meinung, Einstellung oder Sichtweise der anderen bedingungslos akzeptiert, oder, dass Konfliktpartner sich wunschgemäß verändern, geistert in vielen Köpfen herum. Doch wohl jeder weiß aus eigener leidvoller Erfahrung, dass diese einseitigen „Abrüstungsbemühungen“ auf Dauer nicht funktionieren. Vielmehr führen ungelöste Konflikte ein schwelendes Eigenleben. Deren eruptive Ausbrüche, zu völlig unpassender Zeit, stoßen dann  auch auf völliges Unverständnis bei allen Beteiligten .

Wer einen konstruktiven Disput für Zeitverschwendung hält, hat bereits verloren. Die konstruktive Auseinandersetzung mit Gegensätzen ist etwas äußerst Dynamisches, während die stille Anpassung unweigerlich zu Energieverlust führt. Stiller Frust ist gleichbedeutend mit wenig Lust – zur Arbeit! Woher, wenn nicht aus unterschiedlichen Interessen, aus dem Verlassen gewohnter Denkmuster sollen die Innovationen für die Zukunft kommen. Kreativ sein heißt, gegen die Regeln denken, aber die Regeln gleichwohl beachten. Regelverstöße werden geahndet. Konflikt und Konsens bilden jedoch eine Einheit in Form einer dynamischen Balance.

Denken sie an ein Spiel: Im Fußballspiel beispielsweise ist der Konflikt in Form einer harten Auseinandersetzung, mitunter eines harten Kampfes, sogar begleitet von Aggression, deutlich sichtbar. Aber ohne die Beachtung von Regeln und des Gedankens vom „fairen Kampf“ gäbe es kein Spiel. Die Spannung zwischen Aggression und Konsens lässt dem Spiel Raum, sich zu entwickeln. Die Dynamik, die dabei entsteht, fesselt uns als Zuschauer.

Wollen Sie Ihr Unternehmen auch in Zukunft zu den Gewinnern zählen, brauchen Sie dieses volle Engagement ihrer Mitarbeiter am Arbeitsplatz. Anpassung scheint mir dagegen eine fahrlässige Zukunftsstrategie.

Wer konstruktiven Disput für Zeitverschwendung hält, erreicht damit, dass sich engagierte Mitarbeiter in Zukunft ihre Meinung verkneifen. Wer die laue Harmonie als Wohlverhalten interpretiert, dem entgeht, dass dieser scheinbaren Anpassung ein Dienst nach Vorschrift folgt.

Eine neue Perspektive - Wertschätzung von Konflikten

Grundsätzlich herrscht die Annahme vor, dass Konflikte eine negative Angelegenheit seien und daher tunlichst vermieden oder zumindest möglichst rasch wieder aus der Welt geschafft gehören. Die neuere Konfliktforschung allerdings betont immer mehr die gewinnbringende Seite von Konflikten.

Soweit die Theorie. Im Alltag heisst das für uns allerdings umzudenken, neue Perspektiven einzunehmen und den Begriff Auseinandersetzung positiv zu bewerten. Konflikte sind bedauerlicherweise überwiegend mit Unannehmlichkeiten, Stress, Leistungsverlust oder ähnlich negativen Erfahrungen verbunden. Konflikte können aber auch genauso gut für Fortschritt und Veränderung stehen. Konflikte bilden den Ausgangspunkt für die Entwicklung kreativer Ideen und die Veränderung des Blickwinkels. Bestehendes wird in Frage gestellt und zu Neuem in Konkurrenz gesetzt. Konsens ist ohne Konflikt gar nicht möglich, sondern ist Bedingung, das heißt lebendig machender Faktor.

Die Auseinandersetzung mit Gegensätzen ist etwas Besonderes. Meinungsverschiedenheiten und Kontroversen zwingen uns dazu, eine Entscheidung sorgfältig zu durchdenken und gegenüber unseren Konfliktpartnern gut zu argumentieren. Oft müssen wir dabei widersprüchliche Alternativen durchspielen. Das vertieft das Problemverständnis und erhöht die Chance, eine völlig neue und kreative Lösung zu finden, um ein Vielfaches.

Fördern Sie in Ihrem Unternehmen diese Auseinandersetzung und schaffen Sie eine Kultur der Konfliktfreundlichkeit. Akzeptanz heißt das Schlüsselwort, das Konfliktparteien einander wieder näher bringt. Nur wenn sich die Konfliktparteien gegenseitig in die Pflicht nehmen und auf der Grundlage gegenseitiger Wertschätzung im Dialog bleiben, können Lösungen gefunden werden. Fehlende gegenseitige Anerkennung löst dagegen automatisch zusätzlichen Widerstand auf der Beziehungsebene aus und wird als „Sei anders als du bist“ interpretiert.

Ursachen erkennen
Verstehen ist die Ausnahme – Missverständnis die Regel

Obwohl wir alle die gleiche Sprache sprechen, bezeichnen wir die gleichen Dinge mit unterschiedlichen Begriffen. In Gesprächssituationen gehen wir häufig zu schnell davon aus, dass unser Gesprächspartner auch versteht, was wir ausdrücken möchten. Unser Gegenüber versteht aber häufig etwas anderes, als wir sagen.

Kommunikationstheorien haben uns deutlich gemacht, dass die „kommunikativen Missverständnisse“ die häufigste Ursache von Konflikteskalationen sind. Umgekehrt ist die Kommunikation im Konflikt die einzig heilsame Form des Austauschs von Standpunkten. Vorausgesetzt, die Kommunikation wird nicht destruktiv eingesetzt.

Ein „Mehr“ an Meinungen bedeutet eine breite Basis

Am Ende einer konstruktiven Auseinandersetzung sollte im Idealfall eine tragfähige Vereinbarung stehen. Nichts kann nach einem Konflikt so sein wie vorher. Eine Konfliktsituation trägt immer dazu bei, dass Bestehendes in Frage gestellt wird und dann so nicht mehr weiter geführt werden kann. Um zu einer tragfähigen Vereinbarung zu gelangen, müssen alle Konfliktpartner auf Teile ihrer ursprünglichen Forderungen verzichten. Einigung heißt nicht, dass am Ende einer Auseinandersetzung der andere meiner Meinung ist. Erst das Nebeneinanderstellen unterschiedlicher Sichtweisen ermöglicht eine Verbreiterung der Basis für einen neuen Konsens.

Wir sollten lernen, ein „Mehr“ an Meinungen nicht gleich als Interessenkollision zu bewerten. Wir können dieses „Mehr“ genauso gut positiv bewerten – darin eine Quelle von Möglichkeiten und Erweiterungen sehen. Kluge Führungskräfte fördern das Erhalten von Kontroversen, weil diese Zukunft und Entwicklung garantieren. Auch Fredmund Malik [Führen, Leisten, Leben] plädiert für den Erhalt von Ambivalenzen, weil sie Lebendigkeit und Vielfalt hervorbringen.

Aussagen wie: „Der will sich sowieso nicht ändern“, „Wir haben das schon immer so gemacht, und es hat immer gut funktioniert“, „Der kann mich sowieso nicht leiden“ sind pauschale Etikettierungen, die dem Einzelnen keine Chance geben und eine Verbreiterung der Basis von vorneherein verhindern.

Fördern Sie also die Auseinandersetzung. Lassen Sie viele Sichtweisen zu.

Der Blick in die Zukunft

Niemand kann Entscheidungen oder Handlungen der Vergangenheit verändern. Konflikte basieren aber häufig auf bereits Vergangenem. Die aufgewendete Energie zur Bewältigung der Vergangenheit sollten Unternehmen aber produktiv für Gegenwart und Zukunft nützen.

Ändern Sie die Blickrichtung: Konflikte durchbrechen die oft fade gewordenen Routinen des Alltags, machen Beziehungen lebendig, Gespräche lebhaft und „spannend“. Konflikte sind keineswegs statische Zustände, sondern zeichnen sich durch Dynamik und Energie aus. Der Fokus muss auf die Zukunft gerichtet sein. „Was oder welches Handeln ist in der Zukunft wünschenswert?“, ist die entscheidende Frage, die es zu beantworten gilt. Die Energien, die ansonsten rückwärts gerichtet eingesetzt werden, können Sie somit gebündelt für die Zukunft nutzen.

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