Mag. Stefan Lami - Steuerberatung - Unternehmensberatung

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Was es heißt, Partner zu sein

Zwei Sichtweisen mit völlig unterschiedlichen Folgen

03.10.2014

Starten wir gleich mit einem Vergleich der beiden Sichtweisen:

Einzelkanzlei Partnerkanzlei
Meine Klienten gehören mir. Die Klienten sind die Klienten der Kanzlei.
Ich vertraue meine Klienten anderen nicht an. Ich stelle meine Klienten meinen Partnern vor.
Ich behalte mein Wissen für mich. Wir tauschen unser Wissen untereinander aus.
So wie ich die Dinge mache, ist es am besten und deswegen mische ich mich auch bei anderen nicht ein. In unserer Partnerschaft respektiert jeder die Kompetenz und die Aufgaben der anderen.
Meine eigenen Interessen sind am wichtigsten. Die Interessen der Kanzlei stehen bei allen im Mittelpunkt.
Meine Rechte stehen an erster Stelle. Wir respektieren einander und geteilte Verantwortung hat Priorität.
Management behindert meine Pläne. Gezieltes Management bringt uns allen Mehrwert durch Koordination.
Das Ganze ist weniger als die Summe seiner Einzelteile. Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Einzelteile.


Sie können diese einfache Tabelle gedanklich wie einen Test behandeln und sich so persönlich einordnen. Eine einfache Methode, wie man sich, oder auch für einen Partner gedacht, auf die Schliche kommen kann: Aha so denke ich! Oder so denkt mein Partner! Was immer als Ergebnis dabei heraus kommt, ernsthaftes nachdenken darüber lohnt sich jedenfalls. Egal ob man am Beginn einer Partnerschaft steht, oder schon jahrelang in einer Partnerschaft zusammen arbeitet, die Antworten sollten sich vermehrt auf der rechten Seite der Tabelle konzentrieren. Wer bereit ist, seine individuellen Gedanken, Stärken und Kompetenzen in ein partnerschaftliches Gesamtkonzept einzubringen, wird jedenfalls mit reicher Ernte belohnt.

Bei genauerer Betrachtung kann man bei erfolgreichen Partnerschaften drei wesentliche Verhaltensweisen identifizieren. Alle Partner halten sich daran und zeigen damit ihre Einstellung: Die Kanzlei ist größer als die Summe der Einzelteile.

1.    Alle Ressourcen der Kanzlei werden zum „Wohle“ des Klienten eingesetzt

Leider eines der größten Versäumnisse in vielen Kanzleien. Dieses Problem hat viel mit dem eigenen Denken zu tun, das sich darauf konzentriert, dass ICH und eben nur ich der einzig Richtige und Wichtige im Kontakt mit dem Klienten bin. Anderen zuzutrauen, für die Klienten genauso gute Arbeit zu leisten, wie man selbst, hat viel mit Vertrauen zu tun. Vertrauen baut man auf, wenn man sehen kann, was andere tun. Es entsteht, wenn Mitarbeitern und Partnern auf persönlicher Ebene, also grundsätzlich als Mensch, vertraut wird. Das ist natürlich kein Kinderspiel. Niemand wird jemand anderem einen wichtigen Klienten anvertrauen, wenn er keine Ahnung hat, was der andere tut und ihn nicht gut genug kennt, um ihm überhaupt zu vertrauen. Partner zu sein heißt, dass die Kanzlei und damit deren Klienten oberste Priorität haben. Dazu müssen ausreichend Gelegenheiten geschaffen werden, damit die Partner untereinander sehen können, welche Kompetenzen und Fähigkeiten beim anderen vorhanden sind. Nur so kann sichergestellt werden, dass Klienten dem Partnerkollegen guten Gewissens übergeben werden können. Jeder kann dabei proaktiv sein und so positive Beziehungen zu seinen Partnern aufbauen. Erfolgreiche Kanzleien sorgen dafür, dass ihre Klienten zahlreiche Kontaktpunkte – das heißt Kontakte zu mehreren Partnern und Mitarbeitern - haben.

2.    Aufgaben werden an Partnerkollegen abgegeben

Vertrauen zeigt sich auch darin, dass Partner Aufgaben an ihre Kollegen abgeben. Partner müssen in der Lage sein, zu erkennen wo die eigenen Stärken liegen, jedoch auch, wo die Partner besser sind als man selbst. Wahre Professionalität kann man nur bei Konzentration erreichen. Wenn sich Partner das Credo „Die Kanzlei steht an erster Stelle“ auf die Fahnen schreiben, fällt die Entscheidung, wer welche Aufgaben übernimmt, ganz automatisch. Die richtige Arbeit an den richtigen Partner weiter zu geben, fällt damit leicht und die Summe der Ressourcen führt letztendlich zum Erfolg.

3.    Die Entwicklung der Mitarbeiter wird gefördert

Alle Konzepte sind gerade so gut, wie deren Umsetzung gelingt. Eine Kanzlei entwickelt sich so gut, so weit und so schnell, wie sich die Menschen in dieser Kanzlei entwickeln. Wenn also eine Kanzlei ihre Mitarbeiter schneller und besser ausbildet als die Konkurrenz, gelingt auch die Umsetzung schneller und besser. Diese Kanzleien haben auf dem Markt einen eindeutigen Wettbewerbsvorteil. Da Studien zeigen, dass Mitarbeiter 80% von dem, was sie wissen und können, direkt am Arbeitsplatz lernen, müssen Partner und/oder leitende Mitarbeiter wirklich effektive Ausbilder sein. Es versteht sich also von selbst, dass wenn ein Partner kein guter Ausbilder bzw. keine gute Führungskraft ist, er auch kein guter Partner ist. Die Herausforderung an jeden Partner ist, sich die Entwicklung der Mitarbeiter zur höchsten Priorität der Arbeit zu machen, oder demjenigen Partner zu übergeben, der dafür die größten Kompetenzen besitzt.

Drei leicht zu verstehende Verhaltensweisen. Partner die sie zu den Leitmotiven in ihrer Kanzlei machen, werden nicht nur eine Fülle von Arbeit haben, sondern auch finanziell erfolgreicher sein als der Rest.

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